Sonette, diese eleganten 14-zeiligen Gedichte, faszinieren Leser seit Jahrhunderten. Von Shakespeares romantischen Versen bis zu Miltons kraftvollen Aussagen hat sich die Sonettform als bemerkenswert anpassungsfähig erwiesen. Doch unter der Oberfläche dieser scheinbar einfachen Gedichte verbirgt sich eine Welt komplexer Strukturen und faszinierender Geschichte. Dieser Artikel befasst sich mit den Kernkomponenten eines Sonetts, erforscht die verschiedenen Sonettformen, untersucht Beispiele und gibt Einblicke in die Besonderheiten jeder Form.
Contents
Darstellung der Struktur eines Petrarca-Sonetts
Das Sonett verstehen: Ein kurzer historischer Abriss
Das Sonett, italienisch für „kleines Lied“, entstand im Italien des 14. Jahrhunderts mit Francesco Petrarca. Traditionell im jambischen Pentameter geschrieben, einem rhythmischen Muster aus zehn Silben mit abwechselnd unbetonten und betonten Schlägen, weist das Sonett eine Volta auf, eine entscheidende Wendung oder einen Gedanken- bzw. Gefühlswandel, typischerweise gegen Ende des Gedichts. Diese Wendung verleiht Tiefe und Komplexität und präsentiert oft eine Auflösung, ein Gegenargument oder einen Perspektivwechsel.
Petrarca- und Shakespeare-Sonette: Zwei Säulen der Form
Zwei dominante Sonettstrukturen haben sich herauskristallisiert: das Petrarca-Sonett (italienisch) und das Shakespeare-Sonett (englisch). Während beide die 14-Zeilen-Regel einhalten und oft den jambischen Pentameter verwenden, unterscheiden sie sich deutlich in ihren Reimschemata und der Platzierung der Volta.
Das Petrarca-Sonett
Das Petrarca-Sonett ist in zwei Teile gegliedert: eine Oktave (acht Zeilen) und ein Sextett (sechs Zeilen). Die Oktave folgt typischerweise dem Reimschema abbaabba und legt das zentrale Thema oder Problem des Gedichts fest. Die Volta tritt zwischen Oktave und Sextett auf und leitet einen Gedanken- oder Gefühlswandel ein. Das Reimschema des Sextetts kann variieren, oft cdecde oder cdcdcd, und bietet eine Antwort, Auflösung oder Reflexion auf das Thema der Oktave.
Das Shakespeare-Sonett
Das Shakespeare-Sonett besteht aus drei Quartetten (vierzeiligen Strophen) und einem abschließenden Couplet (zwei Zeilen). Das Reimschema ist abab cdcd efef gg. Jedes Quartett entwickelt typischerweise einen bestimmten Aspekt des Gedichts, wobei die Volta vor dem finalen Couplet auftritt, das eine prägnante Zusammenfassung oder einen eindrucksvollen Schluss bietet.
Weitere Sonettformen entdecken
Neben den Modellen von Petrarca und Shakespeare haben sich weitere Sonettformen entwickelt, jede mit ihren eigenen charakteristischen Merkmalen:
- Spenser-Sonett: Entwickelt von Edmund Spenser, verbindet diese Form die Quartette durch ein Kettenreimschema: abab bcbc cdcd ee.
- Milton-Sonett: Während sie sich an das Reimschema des Petrarca-Sonetts halten, verwenden Milton-Sonette, benannt nach John Milton, oft Enjambements, die einen Satz oder eine Phrase ohne Interpunktion über die Zeilen hinwegführen.
Porträt von Gerard Manley Hopkins
- Terzinen-Sonett: Diese Form verwendet ineinandergreifende dreizeilige Strophen mit einem Kettenreimschema (aba bcb cdc ded aa).
- Curtal-Sonett: Erfunden von Gerard Manley Hopkins, behält dieses verkürzte Sonett die Proportionen des Petrarca-Sonetts bei, komprimiert aber die Zeilen, was zu einem 10,5- oder 11-zeiligen Gedicht mit einem einzigartigen Reimschema und sprunghaftem Rhythmus führt.
Fazit: Die anhaltende Anziehungskraft der Sonettformen
Das Sonett mit seinen vielfältigen Strukturen fasziniert und inspiriert Dichter und Leser gleichermaßen. Ob es um Liebe, Verlust oder die Komplexität des menschlichen Daseins geht, die Beschränkungen der Sonettform bieten einen Rahmen für konzentrierten Ausdruck und tiefgründige künstlerische Auseinandersetzung. Indem wir die Nuancen jeder Sonettstruktur verstehen, können wir die Kunstfertigkeit und die anhaltende Kraft dieser „kleinen Lieder“ besser würdigen.
